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 Spenser bei Pendragon

Der stille Schüler, Pressestimme
Zwei mit Skimasken vermummte Jugendliche stürmen in eine Privatschule im wohlhabenden, westlich von Boston gelegenen Dowling. Sie schießen wild um sich, und Panik bricht unter den Schüler und Lehrern aus. Ein Sondereinsatzkommando der Polizei stürmt die Schule und kann einen der Attentäter festnehmen. Der anderen entkommt unerkannt während der Erstürmung. Für fünf Schüler und zwei Lehrer kommt jede Hilfe zu spät? Der überwältigte Attentäter ist der gerade erst siebzehnjährige Wendell Grant, selbst Schüler an der Dowling-Privatschule. Bei seiner Vernehmung beschuldigt er seinen Mitschüler, den ebenfalls siebzehnjährigen Jared Clark, der andere Attentäter gewesen zu sein. Als Jared Clark vernommen wird, gesteht dieser die Tat sofort. Alle - Lehrer, Schüler, ihre Eltern und Polizei sowie die Eltern der Attentäter - sind geschockt, aber doch froh, nach den Geständnissen wieder zur Tagesordnung übergehen zu können.

»Damit das ein für allemal klar ist. Sie sind hier unerwünscht. Stecken Sie Ihre Nase nicht in einen Fall, der abgeschlossen ist.« Das Schulmassaker bildet den Hintergrund für den neusten Roman »Der stille Schüler« um den toughen, coolen Bostoner Privatdetektiv Spenser. Spenser wird von Lily Ellsworth, Großmutter von Jared Clark, engagiert. Sie allein kann nicht glauben, das ihr Enkel einer der Attentäter war und möchte wissen, was wirklich passiert ist? Spenser beginnt mit seinen Ermittlungen und stößt auf die geballte Ablehnung der Schule, der Polizei und der Eltern. Keiner will ernsthaft wissen, warum die beiden Jungen ihre Schule überfallen und Mitschüler und Lehrer getötet haben. Warum bedroht der Polizeichef Spenser? Was hat er zu verbergen? Das Sondereinsatzkommando hat spät eingegriffen. Zu spät? Hätten Leben gerettet werden können, wäre der Einsatz früher erfolgt? Warum verbietet der Schulrektor die Befragung der Schüler durch Spenser? Warum belügt die Schulpsychologin Spenser über Jared Clark? Jared Clarks Eltern können sich nicht erklären, was in ihren Sohn gefahren ist: »Er hat eigentlich nie etwas angestellt. Seine Noten waren gut. Er hatte nie Probleme. Er war nur nie richtig bei uns.« Sie verweigern Spenser jede Hilfe. Sie wollen nicht wissen, warum ihr Sohn zum Mörder wurde und hoffen, dass er im Gefängnis sicher verwahrt ist.
»Möchten Sie gerne, das ich seine Unschuld beweise?« Wir möchten uns keine falschen Hoffnungen machen. Wir haben genug damit zu tun, es zu akzeptieren, wie es ist.«
Spenser muss aber verstehen, ob der Junge tatsächlich am Massaker beteiligt war. Deshalb lässt er nicht locker und sich weder vom Polizeichef noch von einem durchgeknallten Drogendealer von weiteren Ermittlungen abbringen. Seine Ermittlungen ergeben, dass Jared Clark tatsächlich der andere Attentäter ist. Aber was waren seine Motive? Die beiden Jungen hatten zwei Revolver und zwei Pistolen sowie ein Dutzend farblich markierte Ersatzmagazine dabei. Woher hatten die beiden Jungen die Waffen? Woher das Geld? Wer brachte ihnen das Schießen bei? Der Überfall war keine Spontanaktion, sondern sorgfältig geplant? Wer half den beiden Jungen? Warum hat niemand etwas von ihren Planungen mitbekommen? Jared Clark ist nicht kooperativ, will sich nicht von Spenser helfen lassen. Er grinst und schweigt. Die ihm drohende langjährige Gefängnisstrafe nimmt er schulterzuckend hin. Unerschrocken und hartnäckig gräbt sich Spenser tiefer und tiefer in die Biographien der beiden Jungen. Spenser ist hartnäckig, lässt sich von Widerständen nicht entmutigen und räumt Schwierigkeiten notfalls auch mit brutaler Gewalt beiseite. Er ist ein exzellenter Spürhund, wenn er einmal die Fährte aufgenommen hat, macht er weiter und weiter. Dann lässt er sich von nichts und niemanden abhalten, der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Er wird bedroht, beschossen und seine Auftraggeberin feuert ihn. Aber Spenser geht unbeirrt seinen Weg, bis er Antworten darauf findet, welcher Plan zwei Jugendliche zu kaltblütigen Mördern machte.
»Diese Behörde will Verurteilung, keine Gerechtigkeit. Dieser Junge hat ganz schön was durchgemacht.« »Andere Kinder haben auch ganz schön was durchgemacht in der Schule, als er sie erschossen hat.«
"Der stille Schüler" ist ein psychologisch dichter, bemerkenswerter und provokativer Roman. Er besitzt einen klug konstruierten Plot, fein ausgearbeitete Charaktere und gelungene, pointierte Dialoge, die diesen Roman zu einem absoluten Lesevergnügen machen. Die knisternde Spannung resultiert dabei aus der Interaktion der Figuren und die Glaubwürdigkeit der Charaktere. Seine Sprache ist präzise und lakonisch. Wenige detaillierte Ortsbeschreibungen, fast filmische Actionszenen und witzige, perfekte, ausgefeilte Dialoge zeichnen diesen Roman aus.?Sensibel, fast analytisch und ohne Effekthascherei nimmt sich Parker dieses schwierigen und komplexen Themas an. Gewalt an Schulen ist allgegenwärtig, und Parker zeichnet ein pessimistisches Bild unserer westlichen Gesellschaft, die Jugendliche durch Ignoranz und Desinteresse ins Abseits treibt und Hilferufe ungehört verhallen lässt. Die Wahrheit, die Spenser letztlich findet, macht die Toten nicht wieder lebendig und die beiden Jungen nicht weniger schuldig, aber, wie Spenser sagt, »ein bißchen Hoffnung ist besser als gar keine.«
Die frühen Spenser-Romane gehören zu den besten Privatdetektiv-Romanen, die je geschrieben wurden. Mit »Der stille Schüler« knüpft Robert B. Parker an deren überragende Qualität wieder an und stellt seine große schriftstellerische Klasse unter Beweis. Sehr empfehlenswert!!!
www.x-zine.de, Claus Kerkhoff

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